Wie die integrierte Unternehmensplanung Unternehmen für kluge Entscheidungen rüstet

Der Begriff „integrierte Planung“ bezeichnet die enge Verzahnung und Abstimmung mehrerer Planungsbereiche innerhalb eines Unternehmens. Die Planungen der verschiedenen Bereiche (z. B. Finanzen, Produktion, Vertrieb, F&E, Marketing, Personal ) werden zu einer Gesamtplanung integriert, um eine optimale Performance zu gewährleisten. Erst so können die verschiedenen Stakeholder, insbesondere Gesellschafter und Organträger ein Unternehmen/eine Organisation beurteilen und mit der vorhandenen Strategie abgleichen. Die integrierte Unternehmensplanung ist ein iterativer Prozess, an dessen Ende die Verantwortlichen Informationen darüber erhalten, welche ihrer Pläne in die Umsetzung gehen können und welche Ressourcen hierzu verfügbar sind.

Vernetztes DenkenWarum heißt es „integriert“?

1. Verzahnung der Bereiche: Die integrierte Planung verknüpft zentrale Planungsaspekte wie Finanzplanung, Ertragsplanung und Liquiditätsplanung. Beispielsweise hängt die Finanzplanung (z. B. Gewinn und Verlust) von den Ergebnissen der operativen Planung (z. B. Produktionsmengen und Vertrieb) ab. Diese Abstimmung sorgt dafür, dass alle Unternehmensbereiche aufeinander abgestimmt sind.

2. Ganzheitlicher Ansatz: Da die einzelnen Pläne nicht isoliert voneinander erstellt werden, sondern in einem systematischen und aufeinander abgestimmten Prozess, integriert die Planung alle wesentlichen Faktoren, die die Unternehmensentwicklung beeinflussen – wie zum Beispiel strategische Entscheidungen, Marktanalysen und operative Maßnahmen. Dies erlaubt eine ganzheitliche Steuerung des Unternehmens.

3. Einheitlichkeit der Datenbasis: Integrierte Planung bedeutet auch, dass alle Planungen auf derselben Datengrundlage basieren. Unterschiedliche Abteilungen nutzen dieselben Prognosen und Annahmen, was Konsistenz sicherstellt und Kommunikationsprobleme zwischen Abteilungen reduziert.

Durch die Integration der Planungsprozesse entsteht ein umfassendes und kohärentes Bild, das die Komplexität eines Unternehmens besser abbilden und Steuerungsinstrumente verbessern kann.

Die integrierte Unternehmensplanung ist ein zentraler Baustein moderner Unternehmensführung. Sie verbindet strategische, finanzielle und operative Planungselemente zu einem umfassenden Management- und Steuerungsansatz. Dieser Planungsansatz bietet Unternehmen nicht nur eine strukturierte Vorgehensweise, um langfristige Ziele zu erreichen, sondern schafft auch Transparenz und ermöglicht frühzeitiges Gegensteuern bei Abweichungen. Besonders im deutschen Rechtsrahmen spielt die Unternehmensplanung eine entscheidende Rolle, da Organmitglieder spezifische Pflichten in Bezug auf die Finanz- und Liquiditätsplanung haben.

ein Blick hinter die ZahlenZiele der integrierten Unternehmensplanung

Die integrierte Unternehmensplanung verfolgt das Ziel, sämtliche Planungsprozesse eines Unternehmens miteinander zu verknüpfen. Im Kern umfasst sie die folgenden drei Planungsbereiche:

  Finanzplanung: Dieser Bereich umfasst die Planung von Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz und Liquidität. Hierbei werden Kosten, Einnahmen, Investitionen und Verbindlichkeiten des Unternehmens prognostiziert.

  Ertragsplanung: Die Ertragsplanung konzentriert sich auf die Entwicklung des operativen Geschäfts. Hier werden Umsätze, Absatzmengen und Margen geplant, die die Grundlage für die Finanzplanung bilden.

  Liquiditätsplanung: Dieser Teilbereich stellt sicher, dass das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt über ausreichende Zahlungsmittel verfügt, um Verbindlichkeiten bedienen zu können. Dazu gehört auch die Berücksichtigung von Zahlungszielen und Krediten.

Die Verzahnung dieser Planungen ist zentral, um Widersprüche zu vermeiden und eine konsistente Sicht auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens zu erhalten. Durch die integrierte Planung lassen sich Finanzkennzahlen, Investitionsentscheidungen und operative Abläufe aufeinander abstimmen.

Strategisch denken, operativ handelndie Inhalte der integrierten Unternehmensplanung

Eine wirksame integrierte Unternehmensplanung besteht aus mehreren Komponenten, die im Folgenden näher erläutert werden:

a) Strategische Planung

Die strategische Planung legt den langfristigen Rahmen für die Unternehmensentwicklung fest. Sie umfasst Zielsetzungen, Marktanalysen, Wettbewerbsstrategien und Innovationsplanungen. Die strategische Planung definiert die Richtung, in die sich das Unternehmen bewegen will, und schafft die Grundlage für die operativen und finanziellen Planungen.

b) Operative Planung

Die operative Planung konkretisiert die strategischen Ziele des Unternehmens in umsetzbare Maßnahmen und Zielvorgaben für das Tagesgeschäft. Sie enthält detaillierte Informationen zu Produkten, Absatzmengen, Personalbedarf, Produktion, Marketing und Vertrieb. Hieraus lassen sich Kennzahlen zur Steuerung des Geschäfts ableiten, wie etwa Produktionskapazitäten, Vertriebskosten oder die Effizienz von Geschäftsprozessen.

c) Finanzplanung

In der Finanzplanung wird die finanzielle Zukunft des Unternehmens abgebildet. Sie liefert Informationen zu den drei Hauptkomponenten:

Plan-Gewinn- und Verlustrechnung: Diese zeigt die erwarteten Umsätze und Kosten des Unternehmens sowie das zu erwartende Betriebsergebnis.

Plan-Bilanz: Die Plan-Bilanz stellt das geplante Vermögen, die Schulden und das Eigenkapital des Unternehmens zum Bilanzstichtag dar.

  Plan-Liquiditätsrechnung: Sie bildet die Zahlungsströme ab und zeigt, ob das Unternehmen jederzeit zahlungsfähig bleibt.

Diese drei Komponenten bilden einen integrierten Dreiklang, der systematisch und buchhalterisch aufgeht. Er spiegelt die finanzielle Gesamtentwicklung des Unternehmens wider.

d) Szenarioplanung und Sensitivitätsanalyse

Da die Zukunft nicht exakt vorhersehbar ist, spielt die Szenarioplanung eine wesentliche Rolle in der integrierten Unternehmensplanung. Verschiedene Annahmen über Marktentwicklungen, Kostenentwicklungen oder Kundennachfragen werden in Szenarien durchgespielt, um deren Auswirkungen auf die finanzielle Situation des Unternehmens zu bewerten.

Die Sensitivitätsanalyse untersucht, wie empfindlich das Unternehmen auf bestimmte Änderungen reagiert. Sie zeigt auf, wie sich z. B. eine Veränderung der Absatzmengen oder des Zinssatzes auf das Unternehmensergebnis auswirkt.

Unternehmensplanung neu gedachtDie wichtigsten Funktionen für Kontrolle und Erfolg

Die integrierte Unternehmensplanung dient nicht nur der Sicherstellung der unternehmerischen Steuerungsfähigkeit, sondern hat darüber hinaus eine Reihe von wesentlichen Funktionen:

a) Transparenz und Kontrolle

Durch die enge Verknüpfung von operativen, strategischen und finanziellen Planungen entsteht ein umfassendes Bild der zukünftigen Unternehmensentwicklung. Diese Transparenz erleichtert die Überwachung der Unternehmensziele und ermöglicht ein frühes Erkennen von Planabweichungen. Dies ist besonders wichtig, um rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, falls sich bestimmte Kennzahlen in eine unerwünschte Richtung entwickeln.

b) Risikomanagement

Durch die Verknüpfung von Finanz-, Ertrags- und Liquiditätsplanung kann die Unternehmensführung potenzielle Risiken frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten. Dazu zählen etwa Lieferengpässe, Nachfragerückgänge oder Liquiditätsengpässe. Eine realistische Szenarienplanung hilft, die Tragfähigkeit des Unternehmens auch unter schwierigen Marktbedingungen zu testen.

c) Steuerungsinstrument

Die integrierte Planung dient dem Unternehmen als zentrales Steuerungsinstrument. Geschäftsführer und Führungskräfte erhalten einen klaren Überblick über die finanziellen Auswirkungen ihrer Entscheidungen. Es entsteht eine fundierte Basis für Investitionsentscheidungen und strategische Weichenstellungen.

d) Finanzierung und Kommunikation

Eine solide Unternehmensplanung ist eine wichtige Grundlage für die Kommunikation mit externen Stakeholdern, wie Banken oder Investoren. Kreditgeber verlangen häufig detaillierte Planungen, um die zukünftige Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu bewerten. Auch im Rahmen von Kapitalerhöhungen oder bei Verhandlungen über Finanzierungskonditionen spielt die Planung eine entscheidende Rolle.

Rechtliche Pflichten der Organe (Vorstand, Geschäftsführung) in Deutschland

In Deutschland sind Organe dazu verpflichtet, die wirtschaftlichen Verhältnisse ihres Unternehmens zu überwachen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um existenzbedrohende Entwicklungen zu verhindern. Die integrierte Unternehmensplanung ist dabei ein wichtiges Werkzeug, um diesen Pflichten nachzukommen.

a) Pflicht zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung

Gemäß § 43 des GmbH-Gesetzes (GmbHG) sind Geschäftsführer verpflichtet, die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns anzuwenden. Dies umfasst auch eine umfassende und rechtzeitige Unternehmensplanung, um Fehlentwicklungen vorzubeugen. Ein Verstoß gegen diese Sorgfaltspflicht kann zu Haftungsansprüchen gegenüber dem Geschäftsführer führen.

b) Pflicht zur Insolvenzantragstellung

Eine der wichtigsten Pflichten von Geschäftsführern ist die rechtzeitige Stellung eines Insolvenzantrags, wenn das Unternehmen zahlungsunfähig oder überschuldet ist (§ 15a Insolvenzordnung). Eine kontinuierliche Liquiditätsplanung hilft dem Geschäftsführer, drohende Zahlungsunfähigkeit frühzeitig zu erkennen. Wird der Insolvenzantrag nicht rechtzeitig gestellt, drohen strafrechtliche Konsequenzen und persönliche Haftung.

c) Überwachung der Liquidität

Die Geschäftsführung ist verpflichtet, die Liquidität des Unternehmens kontinuierlich zu überwachen. Die Liquiditätsplanung der integrierten Unternehmensplanung, ist ein unverzichtbares Instrument zur Einhaltung dieser Pflicht. Auch das Bilanzrecht (HGB) fordert eine sorgfältige Planung, insbesondere in Bezug auf Rückstellungen und den Umgang mit Verbindlichkeiten.

d) Haftung

Geschäftsführer haften unter Umständen persönlich, wenn sie ihrer Pflicht zur ordnungsgemäßen Unternehmensführung nicht nachkommen. Eine lückenhafte, unregelmäßige, nicht aktuelle oder fehlende Planung kann als Verletzung dieser Pflichten angesehen werden. Daher müssen Geschäftsführer sicherstellen, dass die Unternehmensplanung vollständig und aktuell ist, um potenzielle Haftungsrisiken zu minimieren.

Das unterschätzte Werkzeug für unternehmerischen Erfolg

Die integrierte Unternehmensplanung ist ein unverzichtbares Werkzeug für moderne Unternehmen, um fundierte strategische Entscheidungen zu treffen, die finanzielle Stabilität zu gewährleisten und Risiken frühzeitig zu erkennen. Sie stellt nicht nur ein zentrales Steuerungsinstrument dar, sondern erfüllt auch wichtige rechtliche Anforderungen, die insbesondere für Geschäftsführer und Vorstände in Deutschland von hoher Bedeutung sind. Eine solide und regelmäßige Planung ist somit sowohl ein Erfolgsfaktor für Unternehmen als auch eine Absicherung gegen Haftungsrisiken und finanzielle Fehlentwicklungen.

Aufgrund der kontinuierlich gewachsenen Bedeutung der integrierten Planungsrechnungen haben sich verschiedene Softwarehäuser auf entsprechende Programme fokussiert. Diese stellen die Prüfungssicherheit (Going Concern!), Nachvollziehbarkeit und HGB und IFRS Konformität sicher.

Unternehmen, die auf eine integrierte Unternehmensplanung setzen, können sich besser auf Marktveränderungen einstellen, strategische Chancen nutzen und gleichzeitig den gesetzlichen Pflichten nachkommen.

Umso erstaunlicher ist es immer wieder auf Unternehmen zu treffen, die diese Instrumente immer noch nicht für ihre Performance nutzen.

30.9.2024

Johannes von Spee

Ihre Ansprechpartner für integrierte Unternehmensplanung